Die wunderbare Tina Köpke, ihres Zeichens Autorin, aber auch Coverdesignerin, hat gerade angefangen, sich gegen die Schönrederei im Geschäft … nun, vielleicht nicht aufzulehnen. Aber diese etwas mit der Realität zu unterfüttern. Und das, obwohl es vielleicht negativ aufgenommen werden könnte.
Ich bin noch keine verlegte Autorin. Vielleicht werde ich das niemals sein. (Gut, mit Self-Publishing kann JEDER Autor werden, aber ich möchte meinen Lesern ja doch etwas Qualität bieten und würde daher auch den Weg erst gehen, wenn ich sicher bin, dass ich dazu bereit bin.) Aber in den nun 8 Monaten, die ich selbst auch Vollzeitautorin, nur eben ohne Bezahlung bin, habe ich auch schon so einige Höhen und Tiefen erlebt.
Und gerade bin ich an einem Tiefpunkt, den ich ungern verschweigen möchte. Weil er mich beschäftigt und mir gerade die Kraft zu allem raubt. Und ich meine wirklich alles. (Außer Frustfuttern.) Ich habe gerade keinen Spaß am Schreiben, aber auch Lesen füllt mich nicht mehr aus. Und mehr Hobbies habe ich nicht.
Das Ganze fing mit Kritiken an meiner Leseprobe an. In einem Autorenforum, also von Leuten, die wissen (sollten), wovon sie reden. Dabei geht es nicht darum, dass ich die Kritiken nicht annehmen will oder kann. Oder vielleicht mache ich mir da auch nur etwas vor und ich kann es wirklich nicht? Jedenfalls habe ich zwischen ‚zu lang und zu viele Wiederholungen‘ , ‚Infodumping‘ ‚Jemals von Show, don’t tell gehört‘ bis hin zu ‚Lösch die beiden Kapitel einfach‘ alles gehört. Auch Lob, dass meine Schreibweise ganz angenehm wäre, ja. Aber vor allem Kritik.
Und jetzt sitze ich hier. Ich habe versucht, jede einzelne Kritik umzusetzen – außer der des Löschens. Und mit jeder einzelnen Überarbeitung wurde ich unglücklicher. Denn während ich ein paar Wortwiederholungen wirklich störend darin fand und die nur vorher nicht entdeckt habe, habe ich wirklich ein halbes Jahr an den beiden Kapiteln immer wieder überarbeitet, bis es für mich perfekt war. Bis ich mich überhaupt damit an die Öffentlichkeit getraut habe. Bis es das war, was mich als Leser als Buchanfang packen (nicht durch Spannung, sondern durch Gefühl) und wirklich begeistern würde – denn so etwas fehlt mir heute bei Büchern fast immer. Und offenbar ist das nicht, was der Buchmarkt will. Mir wurde mehrfach gesagt, dass keiner darüber hinweg lesen würde, weil das zu langweilig sei.
Aber ich kann es auch nicht ändern. Wirklich nicht. Am Rest des Buches ist noch so viel ungeschliffen und benötigt Überarbeitung, aber die ersten beiden Kapitel? Nein. Wenn ich da groß kürzen würde, wäre es nicht mehr das Buch, das ich schreiben wollte. Nicht mehr das Buch, von dem ich seit 20 Jahren darauf warte, dass jemand es endlich für mich als Leser schreibt.
Und nun sitze ich da und möchte seit Tagen nur noch weinen. Ich spüre, wie meine alte, seit 10 Jahren besiegt geglaubte Depression sich wieder anschleicht, nur wegen meines Buches. Und ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll.
Ich möchte es nur noch wegwerfen. Nie wieder damit angesprochen werden und es vergessen. Aber jeden Tag spricht mich wieder wer darauf an. Mein Freundes- und Familienkreis lässt mich nicht vergessen. Und ins Autorenforum kann ich auch nicht zurück, denn auch da würde man mich damit belagern.
Außerdem habe ich doch 6 Monate meines Lebens komplett in dieses Buch investiert. Ich war so glücklich mit ihm, auch wenn es nicht perfekt war (mit Ausnahme des Anfangs – wie ich dachte). Das war das einzige Erfolgserlebnis, das mir je etwas bedeutet hat. Nicht mein Abi, nicht meine zwei Uniabschlüsse, nur dieses Buch. Und jetzt wird es zu meinem größten Albtraum.
Ich kann es nicht so überarbeiten, dass es dem Massenmarkt gefallen kann, weil es damit alles verliert, was es Besonders macht. Alles, was ICH an meinem Buch mag. Die Stellen, die mir am Wichtigsten sind. Aber ich kann es auch nicht so veröffentlichen, wie ich es selbst gerne lesen würde. Einerseits würde offenbar kein Verlag so etwas veröffentlichen wollen, aber andererseits habe ich als Leser viel zu oft Bücher gekauft, bei denen ich hinterher wirklich sauer war, dass ich für so etwas Geld ausgegeben habe. Das will ich meinen Lesern nicht antun.
Ich weiß nicht, ob es eine Lösung gibt. Ich sehe keine. Entweder muss ich etwas veröffentlichen, was ich unwürdig finde, oder etwas, was Andere unwürdig finden. Oder aber das Einzige, was ich im Leben so wirklich geschafft habe, vernichten. Nichts davon ist zufriedenstellend.
Also ja. Wenn ich ungeschönt über das Autorenleben schreiben soll, dann ist meine aktuelle Einsicht, dass ich es hasse. Dass es mich kaputt macht. Und, dass ich dennoch nicht ohne kann. Ich kann nicht aufhören, an ‚Das eine Buch‘ zu denken und immer wieder Änderungen durchzuspielen, die mich nur noch unglücklicher machen. Und immer, wenn ich mich zwinge, Abstand zu gewinnen, kommen neue Romanideen und ich finde dennoch keine Ruhe. Ich will gerade nur noch, dass es aufhört. Aber ich brauche es auch. Das ist, wer ich bin.
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