Es ist der 17. Dezember und da das heutige Thema im Blogvent ‚Geschenke‘ lautet, habe ich eine Geschichte für euch auf Lager. Und zwar die, wie der Weihnachtsmann einst ein Rentier zu wenig hatte, und wie es trotzdem gelang, alle Geschenke rechtzeitig zu ihren neuen Besitzern zu bringen.
Der Blogvent wird organisiert von Lexa von Meergedanken und bei ihr findet ihr auch die Übersicht über alle Beiträge.
Alle drei Beiträge, die ich für euch habe, sind bereitgestellt mit freundlicher Genehmigung meiner Familie – denn eigentlich habe ich alle drei für den Familienadventskalender 2019 geschrieben.
Für die Website habe ich alle drei – heute. am 20. und am 24. – noch einmal etwas überarbeitet. Viel Spaß damit.
Die Sirene heulte laut auf, und dieses Mal war es keine Übung.
“Ein Rentier hat sich beim Spielen verletzt. Es kann nicht fliegen”, klärte der Chefelf seine müde dreinschauenden Mitarbeiter*innen auf. Das Stöhnen und Ächzen um ihn herum ließ ihn nicht kalt, hatte er sich doch auch jetzt, wo endlich alle Spielzeuge produziert und alle Geschenke eingepackt waren, auf den wohlverdienten Urlaub gefreut. Und doch wusste er, dass all das Jammern nicht half. “Ich weiß, ich weiß”, meinte er also und hob eine Hand, um der lauten Menge der Elfen Einhalt zu gebieten. “Aber es bleibt uns keine andere Wahl. Wir müssen eine Alternative finden. Mit einem Rentier weniger ist der Schlitten zu schwer, das funktioniert nicht. Also los. Bildet Kleingruppen und dann ran ans Brainstorming. Wir brauchen Ideen, um Weihnachten noch zu retten.”
Die Frau des Weihnachtsmannes kochte eine Kanne Kaffee nach dem Anderen. Nicht etwa, weil das ihre Aufgabe gewesen wäre – nein, zwar schmeckte ihrer einfach am besten und konnte noch dazu Tote zum Leben erwecken, aber vor allem konnte sie am besten denken, wenn sie ihre Hände beschäftigt hielt. Ihr Mann und die Elfen hingegen saßen im großen Geschenkeplanungsraum an kleinen Gruppentischen. Sie alle hatten riesige Flipcharts und schrieben eine Idee nach der anderen darauf, nur, um jede einzelne wieder durchzustreichen. Eisbären waren zu wild – und würden obendrein die Süßigkeiten der Kinder riechen und auffressen. Robben wiederum würden sich mit dem Fliegen noch schwerer tun, als einst die ersten Rentiere. Wie sollte man ihnen beibringen, dass sie jetzt auch in der Luft schwimmen konnten? Und viel mehr lebte hier nun einmal nicht.
“Dann machen wir das halt”, sagte eine Elfe schließlich resigniert. Man konnte ihr anhören, dass sie absolut keine Lust hatte. Aber was blieb ihnen schon Anderes übrig?
“Wie meinst du das?”, fragte ein anderer Elf.
“Na, die Rentiere fliegen durch unseren Elfenstaub. Dann können wir das doch auch.”
“Aber wir sind viel zu klein und zu schwach für die Masse an Geschenken.”
“Wir müssen doch gar nicht alle ziehen”, widersprach die erste Elfe. “Bis auf eines sind doch alle Rentiere gesund. Also können sie auch die Hauptlast der Geschenke tragen. Und wir bauen kleine Schlitten aus ein paar Brettern und nehmen in kleinen Gruppen den Rest. Und wenn wir über 300.000 Geschenke pro Stunde herstellen können, dürften ein paar Schlitten für uns doch kein Problem sein, oder?”
Der Elf, der gerade noch widersprochen hatte, rieb sich das Kinn. “Und wenn wir uns so aufteilen, wie wir in Urlaub fahren wollten, könnten wir dann gleich dort bleiben, bis die Produktionszeit wieder losgeht.”
Das hielten alle für eine sehr gute Idee. Und so kam es, dass heute die Malediven, der Süden Italiens und all die anderen beliebteren Urlaubsgebiete nicht mehr vom Weihnachtsmann besucht werden – sondern von Elfen, die so ihre Reise in den Urlaub noch als Arbeitsstrecke von der Steuer absetzen können.
One thought on “#Blogvent2020 – Das verletzte Rentier”
Elfen, die eine Steuererklärung machen, das ist doch mal was.
Schöne Idee für eine Kurzgeschichte, Elfen kommen ja auch viel einfacher durch den Kamin als der gut beleibte Weihnachtsmann 😉
LG Lexa
Lexa