Diese Woche gibt es beim Writing Friday von Read Books and Fall in Love bei mir die Fortsetzung zu letzter Woche.
Die Regeln im Überblick:
- Jeden Freitag wird veröffentlicht
- Wählt aus einem der vorgegeben Schreibthemen
- Schreibt eine Geschichte / ein Gedicht / ein paar Zeilen – egal Hauptsache ihr übt euer kreatives Schreiben
- Vergesst nicht den Hashtag #WritingFriday und den Header zu verwenden
- Schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei und lest euch die Geschichten durch!
- Habt Spass und versucht voneinander zu lernen
Schreibthemen November
- Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz „Henriette war eine ganz einfache Fee. Was jedoch niemand wusste war…“ beginnt.
Erzähle wie die Welt aussehen würde, wenn es überall nur noch eine Jahreszeit geben würde.- Du bist eine kleine Schneeflocke, plötzlich wird beschlossen, dass es keinen Winter mehr geben wird. Erzähle wie du dich fühlst.
- Wenn du zwischen den Fähigkeiten „Fliegen“, „Durch die Zeit reisen“, „Gedanken lesen“ und „Zaubertränke herstellen“ wählen könntest, welche würdest du haben wollen und was würdest du damit anstellen?
- Ein Schneemann erzählt aus seinem Leben.
„Es wird keinen Winter mehr geben“, schrie ein Tropfen, der gerade erst wieder aus seiner gasförmigen Existenz in Wasser umwechselte. „Ich schwöre es. Ich komme gerade direkt von unten. Der Präsident der Erde hat es gerade beschlossen. Dann hat er mein Glas umgekippt, ich bin auf den Boden getropft und mit der Zeit in der warmen Konferenzraumluft verdunstet. Und dann hat jemand gelüftet und hier bin ich.“ Er keuchte noch etwas von der langen Reise. „Die Menschen wollen das Wetter kontrollieren. Regen, sagen sie, brauchen sie noch. Aber nicht Kälte. Also schaffen sie den Winter ab.“
„Und damit den Schnee“, beendete die kleine Schneeflocke den Gedanken leise für sich selbst. Sie ließ die anderen diskutieren, jammern und planen.
Es war nicht das Ende der Welt. Sie alle konnten auch als Regen weiter existieren. Nur mochte die kleine Schneeflocke diese Existenz gerade viel lieber. Als Tropfen waren sie alle gleich, und als Dampf war es noch schlimmer. Da vermischten sie sich mit den Anderen. Aber als Schneeflocke war jeder von ihnen einzigartig, mit ganz eigenem Muster. Und dennoch alle wunderschön. Sie brachten Freude, wurden Teile von Schneemännern, Schneeengeln oder Iglus. Als Regen brachten sie zwar Leben, retteten die Pflanzen, aber wer spielte schon mit Regen?
Hätte sie einen Kopf gehabt, den man hängen lassen konnte, hätte die kleine Schneeflocke es jetzt getan. Traurig saß sie am oberen Rand der Wolke und versuchte, auf die Erde hinab zu schauen. Was hatten die Menschen denn nur plötzlich gegen sie?
„Pssst. Lass dich von dem Spinner nicht deprimieren“, sagte ein Tropfen, der gerade zu ihr kam und dabei, in dieser Höhe, langsam gefror. „Ich war mit ihm unten. Er verschweigt, dass es ein Biotop geben wird. Die wollen doch die Tiere im Schnee da unten nicht sterben lassen. Wenn wir zwei es also gut abpassen, können wir uns da hineinschleichen. Dann können wir auf ewig Schneeflocken bleiben und uns an Eisbären erfreuen. Und vielleicht kommen die Menschen uns ja ab und an besuchen? Ich bin mir sicher, dass sie uns auf Dauer auch vermissen werden.“
Die kleine Flocke nickte. Jetzt fühlte sie sich schon etwas besser.
„Na komm, verkriech dich hier nicht. Wir müssen uns auf dem Laufenden halten. Damit wir genau wissen, wann wir nach unten müssen.“
Und das schafften die beiden Flocken schließlich auch. Es dauerte mehreres Abregnen, bis die Pläne der Regierung überhaupt umgesetzt wurden. Aber die beiden blieben zusammen, durch Tropfen und Dampf, und schließlich schneiten sie eines Tages am Nordpol genau in das große Gebilde hinein, dass kaltes Wasser, Eisschollen, Pinguine, Eisbären und all die anderen Dinge enthielt, die Kälte brauchten. Sie hatten das Timing perfekt abgepasst, denn gerade, als sie innerhalb der Wände angekommen waren, wurde das Dach auf ewig verschlossen, so dass nie wieder Schnee hereinfallen würde. Nun herrschte hier drin ein eigener Wasserkreislauf.
Aber obwohl sie auch hier ab und an Teil des Salzwassers waren und manchmal gereinigt und in einem Nebenraum verdampft wurden, konnten sie hier den größten Teil ihrer unendlichen Existenz als Schnee verbringen. Und die große Flocke hatte recht. Schon bald kamen Menschen. Nicht nur, um die Tiere zu sehen und ihren Kindern von Winter zu erzählen, der vergessenen Jahreszeit. Nein, sie kamen auch her, um noch einmal eine Schneeballschlacht zu machen, Schneemänner zu bauen und Schlitten zu fahren. Und so war zumindest ein kleiner Teil des Winters gerettet worden und die kleine Schneeflocke war glücklich.
One thought on “#WritingFriday – Das Sterben von Schnee”
Hey Britta,
schön, dass deine Schneeflocke auch einen Lebensraum ohne Winter gefunden hat. Echt niedlich geschrieben.
Grüße, Katharina
von http://www.kathakritzelt.com
Katharina