Zur Feier des Tages eine kleine, nicht lektorierte Kurzgeschichte.
CN: Food, Tod, Flugzeugabsturz
Die Sache mit Todd
Hände umfassten die Tasse schon beinahe liebevoll. Sie wurde an die Lippen gehoben, und feiner Schaum benetzte den zarten Flaum der Haut, fast bis zur Nase hin.
Die Person, die getrunken hatte, hielt die Augen noch einen Moment lang genüsslich geschlossen, dann, mit einem tiefen Seufzen, öffnete sie sie wieder und ließ die Wirklichkeit zurück in ihr Bewusstsein.
Cappuccino war ein tägliches Ritual für Claribelle. Die Bohnen wurden jeden Morgen frisch gemahlen, noch mit der Hand. Auch den Milchschaum machte keine Maschine. Nur der Kakao, der vorsichtig auf das Kunstwerk gestreut wurde, war in dieser Form im Laden gekauft worden.
An ihm konnte Claribelle ablesen, was der Tag bringen würde.
Viele Menschen schworen auf Teeblätter, Runen, Tarotkarten oder gar Glückskekse. Oh, Claribelle hatte nichts gegen Glückskekse, die Dinger schmeckten fantastisch. Aber jedes ernsthaft magiebegabte Wesen wusste, dass der wahre Zauber der Welt vor allem aus zwei Dingen bestand: Kaffee und Kakao. Nicht umsonst machte man traurigen Kindern gerne einmal eine heiße Schokolade. Nicht umsonst begannen so viele Menschen ihren Tag mit einem Kaffee, und begannen und erneuerten darüber auch Beziehungen.
Claribelle schätzte die Kombination aus beidem. Mit einem kleinen Hauch eigener Magie konnte xier so gut in den Tag starten, die Ruhe und Wärme des Getränks nutzen und dennoch herausfinden, was der Tag wohl bringen würde. Sich darauf vorbereiten. Und in Momenten wie diesen, noch einmal die Zeit nutzen, sich zu entspannen. Denn heute hatte der Kakao deutlich gezeigt, dass Besuch ins Haus stand. Ernsthafter Besuch. Laut Kakao wohl der Tod. Oder jemand namens Todd … Manchmal machte der Milchschaum die Sache mit dem Lesen etwas komplizierter.
Ein letzter Schluck, dann klopfte es auch schon an der Tür. Claribelle seufzte, stellte die Tasse ab und rappelte sich dann auf. Xier wurde auch nicht jünger und schon lange überlegte xier, ob es nicht an der Zeit war, sich endlich eine Heizdecke für die müden Knochen zu kaufen. Aber welches magische Wesen, das etwas auf sich hielt, würde denn den Leiden des Alters anheimfallen?!
Vor der Tür stand eine große, schwarze Kutte. Ob etwas darin war, konnte Claribelle nicht erkennen. Xier seufzte erneut. “Irgendetwas sagt mir, dein Name ist nicht Todd.”
“Äh … doch?” Die Stimme, die xiem entgegengebracht wurde, klang düster, doch eher, als hätte jemand viel zu viel Zeit in rauchigen Clubs verbracht, nicht, als würde die Stimme direkt von einem Friedhof kommen.
“Todd der Tod?”
“Fand das Schicksal wohl lustig.”
Claribelle runzelte die Stirn. “Und der Tod soll lustig sein?”
“Na, schaden tut es ja wohl auch nicht, oder? Was ist jetzt? Kann ich reinkommen? Ich müsste mal deine Kristallkugel benutzen, wenn ich darf. Mein Pferd hat ein Hufeisen verloren und ohne den AUPC komme ich heute wohl nicht mehr rechtzeitig zum Flugzeugabsturz in die Alpen. Und du weißt ja sicher, was das für ein Chaos ist, wenn wieder ungeplante Untote durch die Welt wanken. Solang es nur Rockstars sind, fällt das ja nicht weiter auf, die wirken ja lebendig schon wie längst konserviert, aber … in anderen Berufen?”
Claribelle wusste nicht wirklich, wovon Todd redete, aber eine Sache schien noch unverständlicher: “AUPC?”
“Allgemeiner unterweltlicher Pferdeclub. Na gut, ihr Hexenden habt ja alle Besen, ihr braucht sowas vermutlich nicht, was?”
Xier schüttelte einfach nur den Kopf und ließ den Tod dann rein. “Willst du während des Wartens vielleicht einen Cappuccino?”
“Oh, dafür würde ich töten.”
Nein, Claribelle war nicht der Meinung, dass Tod und Humor eine gute Kombination abgaben. Aber solange Todd heute nur wegen einer Panne hier war, sollte es xiem Recht sein. Und so machte xier sich auf, noch mehr Bohnen zu mahlen.
Einen schönen Tag des Cappuccino (in den USA) wünsche ich 🙂
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