Willkommen am Ende des Juni. Ende des Juni? Es sind doch noch zehn Tage. Ja, aber ich mache jetzt noch einmal Urlaub.
Warum nehme ich jetzt gleich so viel Urlaub? Weil ab Juli für mich alles anders wird.
Ab Juli bin ich selbstständig
Dabei arbeite ich vor allem mit festen Auftraggebenden. Entsprechend fällt aber die Notwendigkeit weg, so feste Regeln für mein Schreiben einzuhalten. Denn diese Regeln dienten ja vor allem dazu, dass ich mich zumindest halbwegs an normale Arbeitsformen gewöhnt halte und diesbezüglich nicht einroste. Das fällt jetzt weg. Entsprechend nehme ich mir meinen verbliebenen Urlaub, der mir bis zur Hälfte des Jahres nach meinen Regeln zusteht (wobei ich schon einen Tag zu spät dran bin und damit ein Urlaubstag wohl verfällt).
Was bedeutet diese Veränderung für meine Schreibtätigkeit?
Bei meiner Anmeldung ans Finanzamt habe ich auch das Schreiben unter meinen Tätigkeiten angeführt. Ich werde das Schreiben nicht aufgeben. Aber die Dinge, mit denen ich wirklich Geld einnehme, gehen vor.
Gleichzeitig heißt das aber auch, dass ich jetzt endlich auch mit meiner Autorentätigkeit ganz normal Geld einnehmen kann. Das heißt, ich kann endlich mein Ko-Fi-Profil teilen, damit ihr mir, wenn ihr mögt, einen Kaffee ausgeben könnt, wenn ich mal wieder eine kostenlose Kurzgeschichte veröffentliche.
Aber warum Ko-Fi und nicht Patreon?
Weil Patreon regelmäßige Aktivität benötigt. Also, ich hätte ein unglaublich schlechtes Gewissen, wenn Menschen mir monatlich Geld geben und ich dann einen Monat oder länger nichts vorzuweisen habe. Natürlich sind monatliche Supporter*innen leichter einzuplanen – aber so nehme ich bei mir den Druck raus, ständig Content liefern zu müssen. Und auch bei Lesenden ist der Druck vielleicht geringer, wenn man mir einfach mal einmalig zwei Euro zukommen lassen kann, anstatt eine monatliche Verpflichtung einzugehen, die man gerade bei aktuell stetig steigenden Preisen überall gar nicht überblicken kann.
Aber bitte: Alles kann, nichts muss. Fühlt euch bitte zu nichts verpflichtet. Wenn ihr meine Sachen mögt und mir etwas zukommen lassen möchtet, freue ich mich. Wenn nicht, ist das auch völlig in Ordnung.
Aus zwei macht eins
Mit Ko-Fi kommt aber noch ein weiterer Schritt hinzu – auch, wenn der recht klein ist. Denn … unter Klarnamen betreibe ich ja auch hier und da Behindertenrechtsaktivismus und teile meine Erfahrungen über das Leben mit Behinderung. Auch dafür kann ich jetzt Ko-Fi nutzen. Und es ergibt wenig Sinn, dafür zwei verschiedene Accounts zu nutzen. Also gebe ich die Anonymität dieses Pseudonyms ein Stück weit auf, und nutze das Ko-Fi-Profil für beides.
Sensitivity Reading
Manche von euch wissen es schon. Ich habe schon zwei Mal Sensitivity Reading, beziehungsweise Beratung durchgeführt. Bisher nur für Freund*innen und gegen einmal Beratung bezüglich Physik und Raumfahrt, einmal wiederum Beratung bezüglich guter Repräsentation nicht-binärer Charaktere.
In Zukunft möchte ich Sensitivity Reading auch gegen Geld anbieten. Ich muss mich noch einmal mit bestehenden Sensitivity Reader*innen kurzschließen, um zu erfahren, wie ich das denn am besten mache, und was realistische Sätze sind. Aber ja, ab Juli kann man mich diesbezüglich anfragen. (Wobei ich mich vor allem auf die Darstellung von Glasaugen/Augenprothesen konzentrieren werde, weil für viele meiner anderen Behinderungen, sowie Asexualität einfach schon so viele andere Reader*innen auf dem Markt sind, denen ich ja nicht ihre Erwerbsmöglichkeiten wegnehmen will. Aber schauen wir mal.
Und wann kriegen wir Romane von dir?
Tja, theoretisch könnte ich ab Juli dann auch endlich Romane veröffentlichen. Aber hier sind wir beim alten Problem: Lektorat/Korrektorat bezahlen.
Denn … ich werde mir das weiter nicht leisten können. Ich kann aufgrund meiner Behinderungen nur eine gewisse Zeit arbeiten und ich kann mich schon glücklich schätzen, wenn ich dann im Alltag endlich auf Null komme und meine Eltern nicht mehr für mich aufkommen müssen. Wenn da mal ein paar Cent überbleiben, muss ich die eigentlich eher für solche Dinge sparen, wie Brillen. Denn ich habe 11,25 Dioptrien. Gläser – und nur die Gläser – kosten bei mir schon mehrere hundert Euro und die Krankenkasse zahlt höchstens das Gestell.
Also werde ich mir weiterhin nicht leisten können, richtig professionell zu veröffentlichen. Vielleicht werde ich einen anderen Weg gehen und versuchen, es ohne Investition so perfekt wie möglich zu machen und dann gleich zu Beginn von Klappentext/Buchbeschreibung zu warnen, dass Lektorat/Korrektorat fehlen. Das Buch dann so günstig wie möglich machen. Vielleicht hauen mir Lesende das nicht um die Ohren, wenn ich all das transparent mache. (Vielleicht noch weniger, wenn ich nur über Kindle Unlimited gehe, und man eigentlich mit mir generell kein Geld verliert?)
Aber all das werde ich eher erst einmal unter einem weiteren Pseudonym ausprobieren, um diesem hier nicht zu schaden. Und alles mit der Zeit.
(Wer dann von mir informiert werden möchte, um das mitzukriegen, kann sich ja gern melden.)
Nur … vor dem Schritt unter diesen Voraussetzungen habe ich noch immer eine Heidenangst. Schauen wir mal, wann ich den Schritt wage. Ich möchte es, möchte es SO sehr. Aber … ich möchte halt auch nicht völlig aus der Schreibendenbubble ausgestoßen werden, als schlechtes Beispiel.
Fazit
Schauen wir mal. Ich werde schon irgendwie meinen Weg finden. Für die nächsten drei Monate bin ich jedenfalls erstmal abgesichert, habe einen Grundstock an Aufträgen. Und wenn die Zusammenarbeit gut läuft, werden da hoffentlich noch mehr draus.
Was nebenher mit Sensitivity Reading, Ko-Fi und Veröffentlichungen passiert? Das lasse ich auf mich zukommen.
Ich freu mich jetzt jedenfalls erstmal, dass ich nach vier Jahren, in denen ich komplett von meinen Eltern finanziert wurde, endlich wieder eigenes Geld verdienen kann. Auch, wenn die Bürokratie dafür mir gerade ein wenig den letzten Nerv raubt.
PS: Und was wird jetzt mit deinen Vorsätzen
Bis Ende Juni habe ich alle erfüllt, die bis hierhin gültig waren. Ich habe heute die zweite Kurzgeschichte des Jahres für eine Ausschreibung eingereicht, und meinen Wordcount habe ich auch brav aufrecht erhalten – von Urlaub und Krankheit abgesehen. Werde ich weiter wöchentlich zeichnen üben? Mal schauen. Das hängt auch vom Zustand meiner Hand ab, die sich ja gern mal entzündet.
Und der Weihnachtsroman, dessen erste Fassung ich bis Silvester fertig kriegen wollte?
Nun, der hat sich in den letzten sechs Monaten verdoppelt. Ich bin bei 46.000 Wörtern. Ich möchte ihn in diesem Jahr noch fertig kriegen, weil das eine Abmachung mit meiner Therapeutin war (mehr, um mich motiviert zu halten, weil Deadlines dabei helfen, als, weil es wirklich nötig wäre). Aber jetzt nehme ich erstmal alles etwas lockerer. Erst einmal Urlaub, dann arbeiten … Und dann lass ich alles auf mich zukommen. Pflicht ist jetzt nur noch, was auch direkt Geld einbringt. Alles andere ist Nice to Have.
Und damit … wir lesen uns im Juli, wenn ich euch meinen Ko-Fi-Link um die Ohren haue. 😀
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