#Märchensommer – Märchenrallye samt Bonusgeschichte

Das Märchensommer Rallye Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer Rallye" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Herzlich Willkommen zum Froschkönig und anderen Kröten.

Dies ist eine Station der Märchensommer Märchenrallye von PoiSonPaiNter, den Anfang dieser Runde findet ihr hier: https://www.randompoison.com/2021/06/07/rallye-21/ – wobei ich das Glück habe, gleich mit dem Rest der Rallye die erste Woche einzuleiten.

Für diese Station und die Quizfrage nachher wurde mir der Froschkönig zugeordnet. Eine Geschichte, die irgendwie auf mehrere Weise heute kritisch scheint. Nicht nur, weil die Prinzessin im klassischen Märchen beweist, dass sie Andere aufgrund ihres Aussehens vorverurteilt – was zugegebenermaßen zumindest in den Märchen, wie die Grimms sie aufgeschrieben haben und sie nicht für Kinder verniedlicht wurden, so ziemlich die Norm ist.  Aber auch der Frosch selbst benimmt sich eigentlich nicht wirklich sympathisch. Für Hilfsbereitschaft eine Bezahlung verlangen? Und dann noch eine Frau, gegen ihren Willen, zum Kuss zwingen wollen?

Eigentlich schreit das auch mal nach einer Neufassung. Aber … naja, in diesem Jahr kann ich euch keine Adaption eines klassischen Märchens bieten. Und ich bin mir nicht einmal ganz sicher, ob die folgende Geschichte überhaupt zu den Märchen gehören kann. Wenn man genau hinschaut, ist da eine Moral versteckt, das ja. Aber sonst? Nun, bewertet selbst. Und natürlich ist darin auch irgendwo *hust* der Buchstabe dieser Station versteckt.


Unvollständig

Es war einmal eine kleine Schildkröte. Gerade hatte sie sich aus dem Ei gekämpft, da merkte sie schon, dass etwas an ihr anders war. Schildkröten werden nicht hilflos wie Menschenbabys geboren, musst du wissen. Wenn sie aus dem Ei kriechen, haben sie schon einiges an Wissen in ihren Köpfen. Und so wusste die kleine Schildkröte ganz genau, dass ihr etwas fehlte. Sie hatte keine Elefanten. Nicht einen einzigen. Und ohne Elefanten, gab es auch keine Welt, die auf dem Rücken der Dickhäuter aufliegen konnte. 

Sie sah, wie all ihre Geschwisterchen um sie herum ebenfalls aus ihren Eiern schlüpften. Doch die anderen hatten alle Elefanten. Zwei – die ziemlich wackelig standen -, drei, manche sogar so viele, dass die kleine Schildkröte sie gar nicht alle so schnell zählen konnte. 

Ihre Geschwisterchen beachteten die kleine Schildkröte gar nicht. Mit ihrem dunkelgrünen Panzer war sie in der Finsternis des Alls auch wirklich schwer zu sehen. Es fehlen einfach die grauen Elefanten, die weiß schäumenden Wasserfälle am Rand der Welt. 

Ein B um dessen Arme Ranken geschlungen sind auf schwarzem Grund und mitgrauen graden Rahmen und darum noch ein weißer eckiger Rahmen.ald wurde das All noch dunkler, während die kleine Schildkröte nur langsam herum schwamm und mal hier, mal da schaute, ob es nicht doch irgendwo jemanden wie sie gab. Ihre Geschwisterchen nahmen einen Stern nach dem anderen vom Himmel und schwammen damit fort. Nicht absichtlich, das nicht. Aber die kleinen Sterne wurden von den Schildkröten mit ihren schweren Welten auf dem Rücken angezogen und fanden sich schon bald in einer Umlaufbahn um sie herum wieder, der sie auch dann nicht mehr entkommen konnten, wenn Schildkröte, Elefanten und Welt ihren Weg durchs All fortsetzten. 

Und dann war alles still und dunkel, alle anderen Schildkröten verschwunden und keine Sterne mehr in der Nähe, um Licht zu spenden. Es wurde kalt. Also machte sich die kleine Schildkröte auch auf. Sie wusste nicht, wohin und sie wusste nicht, welchen Sinn das Ganze haben sollte. Aber erfrieren ist kein schöner Tod, nicht einmal, wenn man keine Welt hatte, auf die man aufpassen musste. 

Sie wusste nicht, wie lange sie unterwegs war. Hier und da hatte sie etwas Kometenstaub essen können und war so schon ein ganz schönes Stück gewachsen, als ihre Vorderpfote plötzlich gegen etwas prallte. Es war kein lautes Geräusch, kein Schmerz. Stell es dir vor, als würde ein kleiner Kiesel vom Wind an deine Hand geweht werden, während du auf einer Wiese im Park liegst. 

Aber die Schildkröte merkte es doch und hielt inne. Ohne eigene Sonne war es schwer, etwas zu sehen, aber da war ein kleiner, weißer Punkt. Sie verengte die Lider etwas, um besser sehen zu können. Nein, das war kein Punkt, das war ein … ja, was? 

„Was bist denn du?“, fragte sie. 

„Au! Leiser, bitte“, piepste es zu ihr zurück. Das war keine wirkliche Antwort. Von einem Leiser Bitte hatte die Schildkröte noch nie gehört. 

„Was bist du?“, fragte sie also noch einmal, bemühte sich diesmal aber um ein Flüstern. 

„Ein Mensch, was soll ich denn sonst sein?“ 

Ein Mensch? Menschen lebten doch auf Welten. Nicht auf allen, natürlich, und auch nicht von Geburt der Schildkröte an. 

„Menschen leben nicht im Weltall“, sagte sie also. 

„Ach, echt? Sag das mal meinem Käpt’n. Hat der doch glatt vergessen, zu schauen, ob noch jemand draußen Reparaturen macht, bevor er auf Überlicht ging. Hat mir sofort die Leine zerrissen und mich noch weiter ins All geschleudert.“ 

„Aber du kannst hier draußen nicht alleine überleben.“ 

„Zwei Stunden kann ich das noch, dann geht der Sauerstoff langsam zur Neige.“ Der Mensch hielt inne. „Wie atmest du denn?“ 

„Ich bin eine Sternenschildkröte, ich muss nicht atmen. Aber mein Panzer produziert Luft.“ 

„Du hast eine Atmosphäre?“ 

„Ja, natürlich, wie sonst sollte …“ Sie hielt inne. Eigentlich hatte sie fragen wollen, wie denn sonst eine Welt auf ihrem Rücken gedeihen sollte. Wie die Elefanten überleben sollten. Aber sie hatte ja nichts von beidem. 

„Dürfte ich dann vielleicht … auf deinen Rücken?“, fragte der Mensch und riss sie aus den wehmütigen Gedanken. 

„Aber Schildkröten sollen Welten transportieren. Zivilisationen.“ 

Der Mensch machte zunächst nur „Hm“. Dann: „In einem Menschen leben mehrere Kolonien von verschiedenen Bakterien. Alleine in meinem Darm wimmelt es schon nur so von Leben. Technisch gesehen bin ich also für mikroskopische Lebewesen das, was ihre Welt ausmacht.“ 

„Darf ich dich dann Elefant nennen?“ 

Sie konnte nicht sehen, ob der Mensch auch nur verstand, woher diese Frage kam. 

„Nein. Aber du könntest mich Fanny nennen. Ist immerhin mein Name.“ 

Das war nah genug dran. Und so ließ die Schildkröte Fanny auf ihren Rücken klettern, wo diese ihren Helm abnahm. Wer hätte geahnt, dass diese Menschen ein Gesicht hatten? 

Zusammen glitten sie durch den Raum, auf der Suche nach Fannys Heimat. Mit der Zeit aber sammelten sie mehr und mehr Streuner ein. Kleine Brocken mit Wasser und Einzellern, die bei Meteoriteneinschlägen aus anderen Welten geschleudert worden waren. Menschen, Tiere, Baumwesen und viele mehr, die ebenfalls durch Unglücke im All strandeten. Bald schon entstand eine eigene Zivilisationen auf dem Panzer der kleinen Schildkröte, mit Pflanzen, die genügend Nahrung für alle boten. Und schließlich fanden sie einen winzigen Stern, der selbst der Anziehung einer so kleinen Schildkröte nicht widerstehen konnte. 

Wer hätte gedacht, dass man gar keine Elefanten braucht, keine Weltenscheibe und keine angeberischen Wasserfälle, um eine echte Sternenschildkröte zu sein? Dass man auch ohne all das vollständig sein konnte, und Mutter einer eigenen Zivilisation – oder Hunderter, wenn man all die Bakterien mitzählte.  

 


Quizfrage

Keine Sorge, ich habe nicht vergessen, dass ich euch auch noch weiterleiten will, damit ihr fleißig weiter Buchstaben für den Märchensommer sammeln könnt. Doch wohin? Na, das müsst ihr selbst herausfinden, indem ihr folgende Frage beantwortet:

Wie erlöst man einen verzauberten Frosch?
a)    Durch einen Kuss – Laura Kier
b)    Durch einen ordentlichen Wurf an die Wand – Eva-Maria Obermann
c)    Mit einer guten Suppe – Carola Wolff

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