Der Auftrag

Frohe Weihnachten, ihr Lieben. Und, wie in den Jahren zuvor, auch in diesem Jahr eine Weihnachtsgeschichte – zuerst geschrieben für den familieninternen Adventskalender 2021.

Keine CN.

Seine Runde war beinahe vorbei. Nur noch ein paar Häuser, dann würde er wenigstens für einige Wochen in Urlaub gehen können. Vielleicht irgendwohin, wo es warm war? Wenn man sein Haus im ewigen Eis hatte, war Wärme etwas sehr Verlockendes. Allerdings galt dann selbst die Nordspitze Schottlands als tropisch.

“Na gut, wo geht es noch hin?”, fragte er und zog seine Liste hervor. Und dann die Lupe, denn auch, wenn das braune Pergament annähernd fünf Fuß lang war, war es dicht und in mehreren Spalten bekritzelt, damit alles draufpasste, was draufpassen sollte. “Ah, hier … Moment, die ist doch längst erwachsen. Hm.” Er kroch noch etwas weiter in das Pergament hinein, um zu sehen, was noch etwas kleiner als Zusatz geschrieben war. “Hinzugefügt auf den persönlichen Wunsch von … wer soll denn das lesen können?”

Mit einem Seufzen holte er sein Handy raus. Besser einmal zu viel nachfragen, als einen Fehler zu viel machen. Also wählte er die Nummer der Zentrale. “Ja? Hallo, Häschen. Nein nein, ich will immer noch nicht deine Hilfe beim Bemalen der Geschenke. Ist auch’n biss’n spät dafür, nech? Nein, aber kannst du mal im Computer nachschauen? Ich hab da eine Clara Meyer (*) auf der Liste. Und die ist erwachsen. Sicher, dass das nicht für die Zahnfee gedacht war? Weisheitszähne oder so? Nein? Wirklich ich? Ja gut, dann mach ich mich mal auf den Weg, danke dir.”

Er seufzte kurz, zuckte dann mit den Schultern und nahm die Zügel in die Hand, die er ein paar Mal schnalzen ließ. Damit trieb er die Rentiere an. Auf ging es zum nächsten Stopp.

Er schlich ins Wohnzimmer und legte das Geschenk ab, das sein Beutel für diese Frau Meyer hervorgezaubert hatte. Dann wollte er sich wieder zum Gehen wenden, immerhin hatte er jetzt gleich Feierabend. Aber dann fiel sein Blick auf ein offen liegendes Papier. Das vierundzwanzigste Türchen eines Adventskalenders mit Geschichten, wie es schien. Er konnte sich nicht zurückhalten und las die Geschichte:

‘Seine Runde war beinahe vorbei. Nur noch ein paar Häuser, dann würde er wenigstens für einige Wochen in Urlaub gehen können. Vielleicht irgendwo hin, wo es warm war? Wenn man sein Haus im ewigen Eis hatte, war Wärme etwas sehr Verlockendes. Allerdings galt dann selbst die Nordspitze Schottlands als tropisch.

“Na gut, wo geht es noch hin?”, fragte er und zog seine Liste hervor. Und dann die Lupe, denn auch, wenn das braune Pergament annähernd fünf Fuß lang war, war es dicht und in mehreren Spalten bekritzelt, damit alles draufpasste, was draufpassen sollte. “Ah, hier … Moment, die ist doch erwachsen. Hm.” Er kroch noch etwas weiter in das Pergament hinein, um zu sehen, was noch etwas kleiner als Zusatz geschrieben war. “Hinzugefügt auf den persönlichen Wunsch von … wer soll denn das lesen können?”’

Er hätte beinahe laut aufgelacht. Natürlich, die Handschrift war die von Väterchen Zeit, dem Bruder von Väterchen Frost, beides entfernte Cousins von ihm selbst.

Und tatsächlich, da stand genau dieser Gedanke auch in der Geschichte, wenn auch einige Absätze später. Neugierig schaute er, wie es ausging. Dann legte er das Papier mit einem zufriedenen Lächeln wieder dorthin, wo er es gefunden hatte, und verließ das Haus.

Nun hatte er seine Runde endlich beendet und lenkte seinen Schlitten nach Hause. Dort mottete er alles für den Moment ein und entließ die Rentiere wieder in die Freiheit. In 364 Tagen würden sie von alleine wieder zu ihm kommen. Aber jetzt hatten sie erst einmal Freizeit – genau wie er.

Noch einmal rief er in der Zentrale an. “Ach, Häschen, immer noch Bereitschaft? Ja, alles lief gut. Ja, keine Sorge, der Auftrag hatte schon seinen Sinn. Ja, Feierabend, genau. Ja, auch das, ich hab meinen ganzen Jahresurlaub genommen. Meine Pläne? Darüber denke ich morgen nach. Jetzt leg ich erst einmal die Füße hoch und schau mal, was im Fernsehen kommt. Ich hab mir etwas Entspannung verdient, nicht wahr? Ja, dir auch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch? Was? Ach ja, hohoho.”

Damit legte der Weihnachtsmann auf, streifte den schweren Mantel ab, zog die Stiefel aus und legte sich dann aufs Sofa. Ja, so ließ er sich Weihnachten gefallen. Und dann wackelte er wohlig mit den Zehen. Einfach, weil die Geschichte, die er vorhin gelesen hatte, genau so geendet war: ‘Und dann wackelte er wohlig mit den Zehen.’

 


(*Name geändert, um die Persönlichkeitsrechte der Person zu schützen 😉 ) .

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