Das Plüschtier der (aufgerundet) tausend Abenteuer – 3

Du kommst von hier

Nein, je länger du darüber nachdenkst, desto mehr schaudert es dich beim Anblick dieses Plüschtiers, auch wenn du nicht einmal genau sagen kannst, warum. Sind es die braunen Augen, die wirken, als würden sie jede deiner Bewegungen genau verfolgen? Das leicht gebleichte, gelbe Fell, dass ansonsten aber keinerlei Anzeichen von Nutzung aufzeigt? Dabei wirkt die Person am Stand völlig normal und freundlich, wenn auch vielleicht ein bisschen müde von der frühen Stunde, zu der die Händler*innen mit dem Aufbau anfangen müssen. 

Du beschließt, dich nicht weiter mit diesem Stand zu beschäftigen, machst aber dennoch den größtmöglichen Bogen um ihn, um dann weiter den Gang abzugehen und die angebotenen Waren zu betrachten. Hier und da überlegst du noch, etwas zu kaufen, aber du findest keine Ruhe mehr. Deine Nackenhärchen sind mittlerweile durchgängig aufgestellt und als du dich umblickst, um zu sehen, was der Grund sein könnte, siehst du das Plüschtier direkt neben dir auf einem Tisch. Haben dich deine Füße unbewusst wieder zu seinem Stand getragen? Nein, du bist am ganz anderen Ende des Flohmarkts. Wie kommt das Viech hier her? 

Dich packt die Angst, ohne, dass du dir das erklären könntest. Immerhin gibt es sicher eine gute Erklärung dafür, eine rationale. Die Person hinter diesem Stand hier könnte den Teddy einfach gekauft und für den Moment hier abgesetzt haben. Oder das hier stammt einfach aus der gleichen Reihe und ist nicht dasselbe Plüschtier, das du vorhin gesehen hast. 

Dennoch bist du beinahe kopflos in deinem Rückzug vom Flohmarkt. Du achtest nicht mehr ganz genau darauf, wo du hintrittst, drehst dich immer wieder zum Plüschtier um, um sicher zu gehen, dass es dir nicht folgt – welch eine hirnrissige Idee, eigentlich? 

Dabei übersiehst du, dass du die Fußgängerzone schon verlassen hast. Den Sprinter, der auf dich zukommt, bemerkst du gar nicht, nur das Quietschen von Bremsen bekommst du noch mit, dann ist alles schwarz. 

Deine letzten Gedanken sind, ob der Teddy jetzt schuld daran ist, oder, ob er dich vielleicht hatte warnen wollen – und dann ein Tadel dir selbst gegenüber. Als ob Plüschtiere jemanden warnen könnten. Oder töten. Dann trittst du deinen Weg an, fort von der Welt der Lebenden. 

 

ENDE